Ich wollte eigentlich schon früher mal einen Artikel zu WhatsApp schreiben, bin aber leider nicht dazu gekommen. Aus aktuellem Anlass hole ich das aber mal nach.
Zum ersten Mal ist mir WhatsApp begegnet, als mir es ein Freund empfahl und mich ebenfalls zum Benutzen der App animieren wollte. Auf mein näheres Nachfragen zur Funktion und Technik schieden sich unsere Welten ziemlich schnell am Datenschutz. Aber dazu später mehr.
Erst einmal möchte ich meine Meinung klar darstellen: WhatsApp ist KEIN „SMS-Killer“! SMS und WhatsApp laufen auf grundlegend verschiedenen technischen Prinzipien. SMS läuft über das Telefon-Netz, WhatsApp läuft über das Internet. So wie VoiceOverIP kein Telefon-Killer ist, so ist WhatsApp eben kein SMS-Killer. Beide Prinzipien können durchaus parallel existieren.
Alles, was man über WhatsApp schicken kann, lässt sich auch mit einer Email schicken. Nur die Datei-Größe könnte bei der Email ein kleines Problem geben. Ansonsten ist WhatsApp nichts anderes als eine schönere Darstellung von Emails, in denen Video, Karten, etc direkt integriert sind. Aber es gibt noch ein paar Unterschiede.
WhatsApp ist also im Grunde eine aufgehübschte Form der Email mit einem interessanten, aber datenschutzrechtliche sehr bedenklichen, Zusatz-Feature. Das Multiplattforming (Android, iPhone, etc) meine ich hier nicht, das ist bei der Email noch ausgereifter. So gut wie alle Kommunikations-Geräte unterstützen Email.
Ich meine eher das Synchronisieren der Kontakte mit dem WhatsApp-Server. Jeder WhatsApp-Nutzer erklärt sich nämlich bereit, dass die App die gesamten Kontakte durchsuchen und Namen, Email und Handynummern zum WhatsApp-Server hochladen darf.
Und deswegen sehe ich nicht ein, wieso ich den Datenverkehr zu meinen Freunden nicht dezentraler auf mehreren Mail-Servern und auf Wunsch verschlüsselt (zB. mit GnuPG), sondern über die WhatsApp-Server laufen lassen sollte.
In einem Forums-Beitrag habe ich die Vor- und Nachteile, Bedenken und Verbeserungvorschläge so zusammengefasst:
Ich habe mir die App mal bei einigen Freunden angesehen, habe ein wenig recherchiert und sie als innovativ, aber gefährlich und unbenutzbar eingestuft. Daher nutze ich sie nicht.
Vorteile:
– Günstig: Einmalige Zahlung (0,79€ – 1,99$), kostenloser Versand
– Synchronisierung: Kein Austauschen von neuen Nummern, IDs, etc. mit Freunden nötig. Da Kontaktdaten synchronisiert werden, weiß WhatsApp, welche Freunde die App ebenfalls nutzen.Nachteile:
– Teilweise versteckte Kosten: Wie man an vielen Antworten hier sehen konnte, sind viele davon ausgegangen, dass die App kostenlos ist. Nur einige habe gelesen, dass nach einem Jahr einmalig 0,79€ gezahlt werden müssen. Hat für mich den Beigeschmack wie: „Erst die Leute mit einer kostenlosen Einstiegsdroge abhängig machen und dann später zur Kasse bitten, wenn sie nicht mehr darauf verzichten wollen“. Es ist aber eine übliche Marketing-Strategie und sie schreiben es bei allen Downloads dazu.
– Internet-Zugang nötig: Eine Flat kostet Geld [ca. 5-10€/Monat]. Wer keine Flat hat, kann die App nicht unterwegs nutzen. Da kann man auch direkt Email benutzen.
– Traffic-Grenze bei Internet-Flat: Viele Internet-Flat bieten nur einen begrenzten Traffic im Monat. Nach ein paar verschickten Videos + normalen Internet-Gebrauch [Stichwort: Youtube] kann das Pensum schnell aufgebraucht sein. Bis zum nächsten Monat schaut man dann mit der Nachrichten-Versenden dank einer ultra lahmen Verbindung erstmal in die Röhre.
– nur bedingte Kostenersparnis durch eingeschränkten SMS-Versand: SMS wird man mit Sicherheit weiter versenden müssen, da nicht jeder seiner Kontakte (Freunde, Eltern, ältere Bekannte) ein Smartphone besitzt, bzw. WhatsApp nutzen wird.
– Keine Verschlüsselung: Alle Nachrichten, Anhänge und Kontaktdaten werden unverschlüsselt an einen US-Server übertragen und können spätestens dort analysiert werden.
– Nicht mit deutschem Datenschutzrecht kompatibel: Daten deiner Freunde [Name + Handynummer] werden ohne deren Zustimmung an einen US-Server geschickt [Stichwort: Facebook-Freundefinder]. Bei einem erfolgreichen Einbruch in deren Servern könnten alle Handynummern abgegriffen werden und zu SPAM-Zwecken verwendet werden. Auch die von den Leuten, die die App gar nicht nutzen.
Durch die Nummern der Kontakte und deren Namen kann ein Netzwerk geknüpft werden, wer wen kennt. Eine Verknüpfung** mit Sozialen Netzwerken (Google+, Facebook) ist denkbar.Verbesserungs-Vorschläge:
– Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Alle Nachrichten, Anhänge, etc werden auf dem Handy verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Damit wird sogar eine verschlüsselte Übertragung theoretisch unnötig und auch der Anbieter kann die Daten nicht analysieren.
– Kontakte-Synchronisierung nur mit Hashes: Statt die Namen und Telefonnummern zu übertragen kann auch auf dem Handy ein eindeutiger Hash jeder Telefon-Nummer generiert und übertragen werden. Damit wüsste der Anbieter auch, welche Freunde die App nutzen, ohne die Nummer im Klartext besitzen zu müssen. Der Datenschutz wäre gewährleistet.Fazit: Für mich ist WhatsApp nur eine aufgehübste Version der Email mit automatisch gepflegtem Adress-Buch.
Wenn die Verbesserungen umgesetzt werden würden (was ich allerdings nicht denke), würde ich die App auch sofort nutzen. Vorher nicht.**Gerüchten zufolge hat Google bereits Interesse an WhatsApp geäußert.
www.justandroid.de/gerate-und-software/application/whatsapp-demnachst-auf-allen-android-geraten/
Nach einer Übernahme würde jede Kommunikation über deren Server laufen und die Telefonnummern und Namen könnten mit anderen Daten verknüpft werden.
Ich denke, dazu muss ich nichts mehr erklären. Außerdem gibt es auch schon Alternativen zu WhatsApp.
Mein Fazit: Finger weg von WhatsApp!
Kommentare
9 Antworten zu „WhatsApp ist KEIN SMS-Killer“
Das Argument, dass WhatsApp aufgrund anderer Technik kein SMS „Killer“ sei, stimmt ja nun nicht. Auch wenn technisch verschieden, so kann es doch weiterhin betriebswirtschaftlich ein „Killer“ sein (und genau das beobachtet man, wenn man sich die Umsatzzahlen zu SMS anschaut, siehe z.B. Geschäftsbericht von KPN aus dem Jahr 2010). Wenn überhaupt ist der Datenschutz das entscheidende Argument und in welchem Land die Daten liegen (sprich welchem Recht sie unterliegen).
Der Kampf-Begriff „SMS-Killer“ stammt nicht von mir, sondern wurde/wird von diversen Portalen verwendet. Das Wort impliziert, dass die SMS großflächig durch Whatsapp abgelöst werden müsste. Dies wird meiner Meinung nach nie der Fall sein und kann viele Gründe haben.
Der Großteil davon sind technischer Art: Warum sollte sich ein neues, zentrales und geschlossenes System durchsetzen, wenn es mit der Email bereits eine altbewährte, offene und dezentrale Lösung gibt? Die Durchsetzung von Whatsapp würde nicht nur am Datenschutz, sondern auch an seiner technischen Umsetzung scheitern, solange es Menschen gibt, die sich nicht in die Abhängigkeit eines einzelnen Konzerns begeben wollen.
Whatsapp kann durchaus neben der SMS existieren, aber es wird nie annähernd dessen Erfolg haben. Eher wird die Email weiterentwickelt und weiter durchgesetzt.
Und genau das letzte Argument ist nicht korrekt. Denn mit der Verbreitung von Smartphones erhält WhatsApp (und andere IP-basierte Instant Messenger) genau die Popularität, die die SMS seinerzeit hatte. Nicht umsonst kämpfen die Mobilfunkkonzerne gegen die drastischen Umsatzeinbrüche der SMS, nicht umsonst investieren die Mobilfunkkonzerne große Geldbeträge in Joyn (RCS-e), um eine hauseigene Alternative zu WhatsApp & Co. zu haben. Hätte WhatsApp tatsächlich nicht annähernd den Erfolg der SMS — was hier behauptet wird, ich aber weiterhin bezweifle — warum beobachtet man heute diese Phänomene? Ferner bezweifle ich, dass die E-Mail hier die bevorzugte Alternative werden wird, da sie ein ganz anderer Anwendungsfall ist, obwohl ich die Idee sehr charmant finde, E-Mail so weiterzuentwickeln, dass sie auch Instant Messaging Fähigkeiten bekäme.
whatsapp nachrichten verbrauchen so gut wie 0 traffic.
man kann auch ohne flat whatsapp benutzen, der traffic ist wie gesagt so gering (ausgenommen bilder etc) dass trotzdem nur sehr geringe internet kosten anfallen.
sehr einseitiger bericht btw.
Hallo seb,
in dem Artikel widerlege ich die verbreitete Behauptung, dass Whatsapp ein „SMS-Killer“ wäre oder sein wird. Dies belege ich auch mit Argumenten, zähle aber auch Vorteile (in Bezug auf die SMS) und Verbesserungsvorschläge auf.
Zu behaupten, bei Whatsapp würde „0 traffic“ anfallen, ist nicht plausibel, denn spätestens wenn man (was ja ein Ersatz impliziert) die gleiche Anzahl an Nachrichten wie SMS versendet, fällt dieser Kleinmist an Traffic schnell ins Gewicht.
Schlechter Artikel.
Wieso sollte man kostenpflichtige sms verschicken wenn Mann Ne gratis App hat?
Das wird der Grund sein wieso whatsapp der sms Killer wird.
Zudem kann man schnell Bilder und videos verschicken ist also komfortabeler.
Die meisten haben inzwischen eher Ne inet flat als Ne sms flat. Und die kosten für Ne sms sind höher als für den geringen traffic.
Ich sage nicht, dass die SMS besser als WhatsApp ist, sondern dass es noch viel bessere, offenere und datenschutzfreundlichere Lösungen gibt, z.B. die Email.
Dass die SMS (besonders wegen der horrender Kosten) endlich eine Ablösung braucht, stelle ich nicht infrage.
Mein Fazit also:
SMS -> teuer, veraltet
WhatsApp -> besser, aber datenschutzrechtlich bedenklich
Email -> Sehr viel besser und sowieso schon sehr verbreitet.
Der Bericht ist sehr interessant aber wie schon mehrfach bemerkt SEHR einseitig. Erstens ist das Argument Internet-Flat erforderlich irrelevant weil 95% der Handy Nutzer heutzutage eine besitzen (und wenn nur auf Prepaid Basis). Niemand der kein Internet auf dem Handy hat ist gezwungen WhatsApp zu benutzen hat dann aber auch selber Schuld und soll sich nicht beschweren. Als zweites muss ich Knusperweizen absolut zustimmen, dass dein 2. Argument „E-Mail“ riesen Schwachsinn ist. Die Email
hat 1. Bbld ausgedient
ist 2. fast die hässlichste umständlichste und nervigste Kommunikationsmöglichkeit im Internet
Also wie kann man bitte E-Mail (Wie der Name schon sagt eine Art elektronischer Brief) mit Instant Messaging ala WhatsApp vergleichen ?!
Das nächste wäre der Datenschutz.
Hier gilt das gleiche wie oben. Niemand ist gezwungen, WhatsApp zu benutzen. Und entweder man geht Kompromisse beim Datenschutz ein oder man muss halt Geld für SMS bezahlen. Außerdem ist Email genau so unsicher wie alles andere. Und jetzt komm mir nicht mit Verschlüsselung, die an so gut wie keinem Smartphone verfügbar ist und die auch nur Datenschutzfanatiker und Nerds nutzen könnten (und wollen). Als letztes muss ich noch zu dem Teil
SMS -> teuer, veraltet
WhatsApp -> besser, aber datenschutzrechtlich bedenklich
Email -> Sehr viel besser und sowieso schon sehr verbreitet.
sagen, dass das mal wieder Schwachsinn ist. Die Email ist zwar sehr verbreitet aber selten genutzt (Vor allem nicht für Instant Messaging !! (Wie auch :D)).
Außerdem wer Android nutzt kann auch gleich seine Daten nehmen und auf Facebook posten. Ein Betriebssystem wo im Durchschnitt Sicherheitsupdate ein Dreivierteljahr später ankommen sollte niemand benutzten der auch nur ein Fünkchen Verstand und Angst um seine Daten hat.
P.S. : Alle meine Aussagen sind mit Harten Fakten belegt. Nur diese ins Kommentar zu schreiben würde den Rahmen sprengen also fangt nicht irgendwelche Diskussionen über meine Aussagen an !
@John:
Was hast du denn eigentlich fürn Problem? Ich denke, dass du selbst einer dieser Nerds bist, da du sich ja so gut auszukennen scheinst!Aber die beiden letzten Sätze deiner sehr geschätzen Nachricht finde ich besonders interessant:
“
Alle meine Aussagen sind mit Harten Fakten belegt.
Nur diese ins Kommentar zu schreiben würde den Rahmen sprengen also fangt nicht irgendwelche Diskussionen über meine Aussagen an !“
Spricht nicht gerade für einen offenen Charakter bzw. Meinungsaustauch oder!?Denk einfach mal drüber nach.
@Artur: Nur weiter so. Es muss erlaubt sein, sich auch kritisch gegen Neuerungen zu zeigen. Wir wissen alle was passiert wenn ALLE „Kopflos“ hinter etwas herrennen und sich dadurch extreme Meinungen bilden!