Der NDR schrieb am 21.12.2011 in einem Beitrag über „Prügel-Anweisungen“ in christlichen Erziehungsratgebern und Aufruf zur „Prügelstrafe“ durch den Prediger Wilfried Plock. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag, Miriam Staudte, hat dann sogleich Strafanzeigegegen gegen die Herausgeber von solchen evangelikalen Erziehungsratgebern sowie gegen den Prediger Wilfried Plock selbst erstattet.
Bei den Verlagen handelt es sich nach Grünen-Angaben um den Bethanien-Verlag, den Verlag Christliche Literaturverbreitung und den 3L-Verlag.
Worum es im Vortrag von Wilfried Plock eigentlich ging, stellte der NDR leider nicht klar. Deswegen wirft Plock den Verantwortlichen des NDR-Beitrags…
[…] eine „völlige Verdrehung der Tatsachen“ vor. Seine Äußerungen, die er bei einem Vortrag im Juli 2010 gemacht habe, seien „aus dem Zusammenhang gerissen“ worden. Im Mittelpunkt habe die Aussage gestanden, dass es in der christlichen Erziehung um „bedingungslose Annahme und Liebe“ gehe, sagte er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. „Außerdem habe ich nie jemanden aufgefordert, seine Kinder körperlich zu züchtigen.“ Er habe lediglich auf die Bibelstellen zu dem Thema hingewiesen und deutlich gemacht, dass nach geltender Rechtslage das Schlagen von Kindern verboten ist. Er überlasse es seinen Zuhörern zu entscheiden, „ob sie Gott mehr gehorchen wollen als menschlichen Gesetzen“.
Und tatsächlich findet man im anfangs erwähnten Beitrag des NDRs auch Auszüge aus den verschiedenen Ratgebern. Jedoch sind hier nur die entsprechenden Bibelstellen markiert, aber nicht, wie der Ratgeber diese anwendet.
Aus dem Buch „Kinderherzen lehren“ von Lou Priolo (Bethanien-Verlag) wird nur die körperliche Züchtigung des Kindes markiert. Dass man vorher mit dem Kind reden soll und ihm erklärt, dass es gegen Gottes Gebote verstossen hat und gezüchtigt werden soll und dies auch nur tut, wenn das Kind die Züchtigung verstanden und anerkannt hat, wird mit keinem Wort im Artikel erwähnt:
Bild: ndr.de
Auch aus dem Buch „Kindererziehung – Wir wollen es besser machen“ von John MacArthur (CLV-Verlag) werden nur die „Schläge aufs Hinterteil“ hervorgehoben. Im Text darüber wird aber klar erwähnt, dass man das Kind auf keinen Fall verletzen, sondern ihm nur Schmerzen hinzufügen soll. Diese sollen „die Folgen des Ungehorsams unvergesslich machen“.
Bild: ndr.de
Die Ratgeber weisen bei ihren Hinweisen immer auf die entsprechenden Bibelstellen hin und sind nicht von den Autoren ausgedacht worden. Das (Ver-)Prügeln, wie es eventuell aus säkularen Familien bekannt ist (Schlagen der Kinder ohne Zurechtweisung oder vorherigem Gespräch), wird weder erwähnt, noch empfohlen.
Ohne diesen wichtigen Hintergründe werden viele Menschen diese Nachrichten nicht vollständig erfassen können, sodass hier zu Recht von Rufschädigung und Diskreditierung von Christen und christlichen Verlagen gesprochen werden kann.
Ich kann es zwar nur hoffen, aber ich glaube nicht, dass diese Anti-christliche Bewegung in Zukunft nachlassen wird. Im Gegenteil…
Update (11.01.2012): Manuel Seibel hat auf bibelpraxis.de zu dem Thema gebloggt. Dabei beschreibt er noch einmal sehr gut, wie die Erziehung in der Bibel gemeint ist und wie die „Züchtigung“ zu gewichten ist.
Natürlich sollen Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen. Selbst für diejenigen Christen, die auf der Grundlage der Bibel ihre Kinder erziehen wollen (und §1631 BGB nicht kennen), kann die Rute nur das letzte Mittel sein (die Ultima Ratio), nicht das präferierte und erste Instrument, das in der Erziehung einzusetzen ist – jedenfalls ist alles andere nicht biblisch zu begründen, auch nicht, dass die Rute ständig „mit am Tisch“ liegt. Dieses Mittel darf dann auch nicht im Zorn eingesetzt, sondern muss maßvoll benutzt werden, wie es auch in den meisten der derzeit gescholtenen christlichen Ratgebern heißt. Kinder müssen lernen zu gehorchen. Sie müssen später in der Schule bereit sein, sich dem Lehrer unterzuordnen. Sie müssen das auch im Beruf machen. So ist es gut, sie im Blick auf Gehorsam in einer Atmosphäre der Liebe im Elterhaus vorzubereiten. Kommunikation ist hierzu ein wichtiges und hilfreiches Instrument.
Auch zur Meinung der Oberlandeskirchenrätin der evangelischen Kirche in Hannover, Kerstin Gäfgen-Track, nimmt er Stellung:
Die Position der evangelischen Kirche Deutschlands, vertreten durch Gäfgen-Track, ist, wie sie in einem Interview mit dem NDR am 21.12.2011 sagte: „Kinder zu schlagen ist nach meinem biblischen Verständnis überhaupt nicht zu rechtfertigen. Die Bibel fordert vielmehr dazu auf, mit Kindern achtsam, sorgfältig, zärtlich und liebevoll umzugehen. Liebe ist der Weg, den die Bibel für die Kindererziehung vorschlägt.“ Offenbar ist es inzwischen allgemein anerkannte Position derer, die noch die Kühnheit besitzen, sich Kirche (ekklesia) zu nennen: Man streiche das aus der Bibel, was nicht zum Zeitgeist passt. Und den Rest nenne man Liebe und Zärtlichkeit. – So in der Tat wird man bei der Allgemeinheit nicht mehr anecken – und die Menschen, die Gott und Jesus Christus suchen, verlieren.
Kommentare
9 Antworten zu „Christliche Verlage von Grünen-Politikerin angezeigt“
Nur weil man dem Kind vor der Prügelstrafe noch erklärt, was dein moralisches Regelwerk aus der Eisenzeit dazu sagt, macht es das nicht besser. Im Gegenteil.
Ich zeige nur auf, was Wilfried Plock meint, wenn er der Süddeutschen Zeitung „Verdrehung der Tatsachen“ vorwirft. Und ich möchte noch einmal auf die vorherige Anerkennung hinweisen.
Über den Sinn und Unsinn dieser Methode möchte ich hier nicht diskutieren.
Ich finde dass wirklich schlimm, dass wir (die Menschheit) Gott wirklich aus alles streichen wollen!
Wo bleibt Gott? Ist nicht Gott, der Schöpfer auf diese Erde gekommen, als ein hilflosen kleines Kind, um für uns zu sterben??
Warum feiern wir den Weihnachten? Sind wir keine Katholiken, Evangelisch oder Christen, die der Heiligen Schrift glauben und uns Christen nennen?
Wo bleibt da Gottes Lebensbedienungsanleitung, die Heilige Schrift?
Es ist tatsächlich schlimm, dass im christlichen Abendland die christlichen Werte und diejenigen, die Gottes Wort noch ernst nehmen, immer mehr in Verruf geraten.
Woher kommen viele unserer Rechtsnormen? Wurden viele ursprünglich nicht von biblischen Gedanken genährt? Aber Gott verschwindet immer mehr aus unserer Gesetzgebung und unserer Gesellschaft.
Um noch von der Streitkultur im deutschen Recht zu schweigen, in der einfach jeder, wenn ihm etwas nicht gefällt, gegen irgend jemanden Klage erheben kann, ohne persönlich benachteiligt zu sein. Das müsste verboten werden.
Mit einer Liedstrophe möchte ich dem Leser zu bedenken geben:
„Nehmen wir Sein (Gottes) Wort nicht ernst, antwortet Gott oft hart…“ Aber noch gilt Gottes Angebot: „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht“ (Apostelgeschichte 2 Vers 40).
18 „Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will,
19 so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes
20 und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold.
21 So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, dass ganz Israel aufhorche und sich fürchte.“ (5. Mose 21, 18-21)
Schön, dass du in eine Bibel gesehen hast. 🙂
Da haben wir aber Glück gehabt, dass wir nicht zum Volk Israel gehören, dem diese Regeln (der alte Bund) damals zur Zeit des Einzugs in Kanaan gegeben wurde.
Zum Glück leben wir bereits in der Gnadenzeit, in der Jesus Christus (=> daher stammt auch Christentum) den neuen Bund eingeführt hat, der unter anderem Nächstenliebe verlangt.
Wenn du grade nicht weißt, was ich damit meine, ermutige ich dich, das mal in der Bibel nachzulesen. 🙂
[…] Plock hat einmal die ganze Geschichte der letzen Monate auf 3 Seiten zusammengefasst. Dabei sieht man sehr gut, wie sich eine falsche Behauptung durch die […]
wie kann man so einer *** eigentlich noch aufmerksmakeit schenken?
wer wagt es hier von der liebe jesu christi zu schreiben, und im selben atemzug gewalt an KINDERN biblisch zu legitimieren, obwohl im selben atemzug angeführt wird, dass das gesetz, der alte bund durch ablösung in der gnadentat christi keine hoheit mehr über den menschen hat?
was würde jesus tun? derjenige, der die arme ausgebreitet und die kinder hat zu sich kommen lassen?
glaubst du ernsthaft, jesus christus würde hand an sein kind legen? wer ist dein gott, der eine, der himmel und erde erschuf, oder die bibel, ein buch das in den ältesten schriften über 5000 jahre alt ist?
kinder haben das recht auf eine gewaltfreie erziehung. das lehrt die mitte der bibel, die bergpredigt und die ethik der ganzen schrift. jede meinung die etwas anderes postuliert ist zu verurteilen. und von jedem, der eine andere ansicht hochhält, ist sich zu distanzieren.
ich hoffe sehr, dass gott mehr mitleid und gnade für dich übrig hat. würds nach mir gehen, du würdest für deine meinung auf dieser website bis in die ewigkeit in der hölle schmoren.
hochachtungsvoll,
s.
[Anmerkung des Autors: Beleidigungen entfernt]
Hallo sadazor,
tut mir leid, ich musste einige Beleidigungen aus deinem Kommentar entfernen.
Zeige mir bitte, wo ich im Artikel „Gewalt an Kindern biblisch“ legitimiere? Dort wird lediglich aufgezeigt, wieso Wilfried Plock den Medien „Verdrehung der Tatsachen“ vorwirft. Meine Meinung zu dieser Methode kommt hier gar nicht vor.
Und im Update zum Artikel zitiere ich die Meinung eines Autors, wie er dieses Thema biblisch auslegt. Lies bitte auch mal in Ruhe diesen verlinkten Artikel.
Wenn du an einer sachlichen Diskussion interessiert bist, kannst du dich gerne wieder melden. Dann werde ich auch auf deine anderen Punkte im Kommentar eingehen.