Die Süddeutsche Zeitung hat am 19.12.2011 über die christliche Schule in Gummersbach berichtet. Dabei wird unter anderem kritisiert, dass im Fach Naturwissenschaften im Anschluss des Themas „Evolutionstheorie“ der Kreationismus (oder Schöpfungstheorie) besprochen wird.
Ulrich Kutschera, Professor für Evolutionsbiologie in Kassel und Stanford, sieht im Kreationismus eine gefährliche Tendenz: „Der bereits vorhandene naturwissenschaftliche Analphabetismus wird dadurch immer stärker und irrationaler, auch esoterische Glaubensinhalte nehmen zu.“
Wo genau da ein naturwissenschaftliche Analphabetismus herrscht, verstehe ich persönlich nicht. Den Schülern wird die gleiche Evolutionstheorie erklärt, wie auch an anderen staatlichen Schulen. Ob die Kinder diese Theorie glauben oder nicht, das sollte nicht Sinn und Zweck einer Schule sein.
Dass an einer staatlich anerkannten freikirchlichen Bekenntnisschule hauptsächlich ein christlicher Glaube im Mittelpunkt steht, ist in keinerlei Weise ein Geheimnis, sondern sogar meist der ausschlaggebende Punkt, warum christlich-geprägte Eltern ihre Kinder an diese Schule schicken. Von daher sollte der letze Satz im Artikel, der eine Absolventin der Schule betrifft, nicht “ [gläubig] So wie ihre Lehrer.“ sondern eher „[gläubig] So wie ihre Eltern.“ lauten.
Der idealistische Arbeitskreis Evolutionsbiologie
Bei einer Stelle im Artikel habe ich laut lachen müssen:
Auch aus der Wissenschaft kommt Widerstand gegen die Verbreitung schöpfungsorientierter Ansichten im Biologieunterricht. Der Arbeitskreis Evolutionsbiologie im Verband “Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland” warnt vor dem Kreationismus als pseudowissenschaftlich eingebettete religiöse Schöpfungslehre.
Der erwähnte Arbeitskreis ist nämlich kein unbeschriebenes Blatt. Deren Homepage sah vor mehreren Jahren mal ganz anders aus und vertrat statt einer “wissenschaftlichen” Meinung eine atheistische Ideologie. Und das diese Ideologie entgegengesetzt eines intelligenten Schöpfers verläuft, dürfte klar sein.
Der Arbeitskreis setzt sich damit für den atheistischen Glauben [der Glaube daran, dass es keinen Gott gibt] ein. Das widerspricht aber dem Ansatz, dass Wissenschaft stets ergebnisoffen betrieben werden muss.
Beschwerde gegen den SZ-Bericht
Die christliche Schule in Gummersbach hat sich jetzt gegen die Berichtserstattung der Süddeutschen Zeitung beschwert und wirft ihr schlechte Recherche, polemische Formulierungen und schwerwiegende Fehler vor:
Nach Ansicht des VEBS-Sprechers Clemens Volber (Frankfurt am Main) erwecken die Überschrift und die Ausführungen den Eindruck, dass an Bekenntnisschulen gesetzwidriges Handeln und Lehren vorherrsche. Dies sei falsch, heißt es einer am 20. Dezember veröffentlichten Stellungnahme des Verbandes, dem 54 Einrichtungen mit 15.000 Schülern angeschlossen sind. Alle Mitgliedsschulen seien staatlich anerkannt. Der Unterricht werde gemäß staatlicher Lehrpläne und unter staatlicher Schulaufsicht erteilt. Falsch sei ebenfalls die Behauptung, Bekenntnisschulen würden meist von freikirchlichen Organisationen getragen. Vielmehr seien die gemeinnützigen Trägervereine überkonfessionell. Ihre Mitglieder gehörten in der Regel evangelischen Landeskirchen, Gemeinschaften und Freikirchen an.
Der Sprecher weist auch darauf hin, dass es an den Schulen mitnichten keinen Platz für Kritik durch Andersdenkende gäbe. Viel mehr würden die Schüler „befähigt, sich mit unterschiedlichen Weltdeutungen auseinander zu setzen, ohne Andersdenkende zu diskriminieren oder gering zu achten“.
Übrigens ist von dieser Kritik an der Berichtserstattung auf der Süddeutschen Zeitung nichts zu lesen. Daran sieht man mal wieder: Wer sich nur einseitig informiert, übernimmt unbewusst die Meinung eines Mediums.
Islamischer Bekenntnis-Unterricht in NRW
Aber kommen wir doch zu den neueren Nachrichten: NRW führt ab Sommer 2012 den Islam-Unterricht ein. Dieser soll aber nicht an „speziellen Bekenntnis-Schulen“ unterrichtet werden, sondern als „bekenntnisorientierten Religionsunterricht“ an staatlichen Schulen. Die Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) spricht da von einem „Zeichen von mehr Integration“. Geregelt werden muss nur noch, wer dieses Fach unterrichten soll:
Während die türkische Regierung gerne selbst das Lehrpersonal stellen möchte, besteht Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) auf Religionslehrer, die in Deutschland ausgebildet wurden.
Ich frage mich da, was die türkische Regierung eigentlich an unserer Bildung zu fordern hat? Sieht man hier eventuell die Verbindung zu den wahren Befürwortern dieser „Integration“?
Eine Frechheit ist die Forderung von Islamfunktionäre: Die verlangen für sich doch tatsächlich „ein Kontrollrecht“ über die Lehrer. Ein solches Recht ist aber nicht mit der grundgesetzlich garantierten Wissenschaftsfreiheit zu vereinbaren.
Und wie sollen solche Lehrer nach Meinung der Islamfunktionäre eigentlich lehren? Sicher ist: Auf keinen Fall sollten sie sich islamkritisch verhalten oder überhaupt Kritik am Islam oder dem Koran zulassen, so wie es im katholischen/evangelischen Religionsunterricht praktiziert wird. So wurde schon im Jahr 2008 ein Islamwissenschaftler aus Münster, der eigentlich die Ausbildung von moslemischen Religionslehrern leiten sollte, bedroht und musste sicherheitshalber seinen Dienstsitz ändern, weil er „sowohl die historische Existenz Mohammeds wie auch die Jesu Christi [bezweifelte] und die Herkunft des Korans für unsicher“ hielt. Bereits damals forderte er die moslemischen Verbände auf, zu bekennen, „was sie eigentlich genau an der Universität und den Schulen wollen“.
Leider liest man bei der Süddeutschen Zeitung weder über die Kritik an ihrer Berichterstattung, noch über die Einführung des Islamunterrichts. Falls ich das aber verpasst habe, wäre ich über einen Hinweis in den Kommentaren dankbar.